Ich gebe es zu: In Sachen Festivals bin ich wahrscheinlich ein Spätzünder. Erst 2013 habe ich überhaupt mein erstes Festival besucht. Seitdem habe ich aber Festivals lieben gelernt. Besonders das „Melt! Festival“ hat es mir angetan. Dort war ich auch in diesem Jahr wieder zusammen mit meinem guten Freund und Fotokünstler DomQuichotte. Ich mag die unvergleichliche Atmosphäre mit dem Setting zwischen Schaufelradbaggern und anderen riesigen Tagebaugeräten, den vielen Einzelbühnen und Bereichen wie Beach und Forrest zum Entspannen, den coolen Musikmix aus Elektro, Pop, Club und Indie und ein facettenreiches und kunterbuntes Publikum jeden Alters.
Dass dabei unendlich viele, faszinierende Fotogelegenheiten entstehen, könnt ihr euch sicher denken. Doch die beschränkte Mitnahme großer Kameras und die unbeständige, nicht immer elektronikfreundliche Witterung macht das Fotografieren auf Festivals auch zur Herausforderung. Wer ein paar Ratschläge beherzigt, kann jedoch mit einer großartigen Fotoausbeute zurückkehren, die sich nicht nur auf Instagram und Facebook sehen lassen kann – auch dank Smartphone-Apps wie Lightroom mobile (kostenlos für Android & iOS).
So und jetzt wird es Zeit für Doms und meine liebsten Life-Hacks für das Fotografieren auf Festivals.
Vor dem Festival vorbereiten
- Foto-Pässe: Bereitet euch schon vor der Anreise bestmöglich vor und erkundigt euch nach sogenannten Foto-Pässen. Nur mit einem solchen Ausweis dürft ihr auch mit einer größeren Kamera samt Wechseloptik das Festivalgelände betreten. Die Foto-Pässe sind allerdings überwiegend Medienvertretern vorbehalten. Da viele Kreative aber einen Blog, YouTube-Kanal oder eine andere Medienpräsenz betreiben, haben sie dennoch (bei entsprechender Reichweite) eine Chance auf einen Foto-Pass. Wer keine komplexere Kameraausrüstung dabei haben kann, hat aber auch mit seiner Smartphone-Kamera eine völlig ausreichend leistungsstarkes Kreativ-Tool dabei.
- Wetterschutz für eure Kamera: Nicht jedes Festivalgelände verwandelt sich nach einem Regenguss sofort in eine Matschwüste. Dennoch solltet ihr eure Kameraelektronik vor Dreck und Feuchtigkeit schützen. Viele Smartphones sind gegen Staub und Wasser abgedichtet. Erkundigt euch, ob euer Smartphone mit einem entsprechend ausreichenden IP-Schutz zertifiziert ist. Andernfalls solltet ihr euch eine wasserfeste Tasche für euer Smartphone zulegen oder einen Rucksack für eure Kamera griffbereit haben, damit euch ein unerwarteter Schauer nicht auf dem falschen Fuß erwischt.
Auf dem Festival fotografieren
- Fotorechte: Vergesst vor lauter Festivaleuphorie nicht die Rechtslage. Fotografiert ihr einzelne Menschen, sodass ihre Gesichter erkennbar sind, bittet sie vorher um Erlaubnis. Diese Absicherung ist umso wichtiger, wenn ihr die Bilder auf einem Blog oder zu anderen öffentlichen Präsentationszwecken verwenden wollt. Was die Location und das Programm betrifft, liegen die Rechte beim Veranstalter. Gibt es vor Ort weiteren Klärungsbedarf, habt am besten eine Visitenkarte zur Hand. Im Eifer der Festivaldynamik verliert man sich schnell aus den Augen.
- Die Möglichkeiten von Raw nutzen: Immer mehr aktuelle, hochwertigere Smartphones können Fotos als Rohdatenformat DNG aufnehmen und speichern. Verschenkt diese Möglichkeit nicht. Und sei es nur, um später in Lightroom etwaige Farbstiche der künstlich beleuchteten Bühne und Festivalstände einfach korrigieren zu können.
- Smartphone für spontane Fotos vorbereiten: Häufig unterstützen die nativen Kamera-Apps von Smartphones nicht das Raw-Format. Dann braucht ihr eine Zusatzapp wie Lightroom mobile. Darin ist auch ein Kameramodul integriert. Mit einem Widget könnt ihr schneller auf Lightroom-Kamera zugreifen und spart euch kostbare Augenblicke. Auf dem iPhone aktiviert ihr das Lightroom-Widget über die Mitteilungszentrale. Anschließend wischt ihr im gesperrten Zustand nach rechts und könnt sofort die Kamera aktivieren. Bei Android-Geräten könnt ihr ein Icon für das Lightroom-Kameramodul im Widget-Menü auf den Startbildschirm platzieren.
- HDR-Fotos mit hoher Dynamik: Habt ihr nicht das Glück, eine Kamera mit großem Sensorformat durch den Einlass zu bekommen, müsst ihr nicht auf rauscharme Bilder im Schummerlicht verzichten. Zum Beispiel lassen sich Sonnenuntergänge auch gekonnt mit dem Smartphone festhalten. Lehnt das Smartphone dafür am besten an einen festen Gegenstand, um die ISO niedrig zu halten und Verwackler zu vermeiden. Belichtet auf die hellste Stelle. Dabei wird der Vordergrund im Normallfall zwangsweise zu dunkel. Hingegen mit dem HDR-Modus im Lightroom-Kameramodul erzielt ihr auch schon ohne Nachbearbeitung eine ausgewogene Belichtung. Diesen Modus findet ihr links vom Auslöseknopf im Dropdown-Menü. Mehrere Android-Geräte und aktuelle iPhone-Modelle unterstützen diesen Modus.
- Mal experimentieren: mein Kumpel Dom kommt da immer wieder auf Ideen! Damit sich seine Festivalbilder von der Masse abheben, hat er farbige Folien und kaleidoskop-ähnliche Gläser vor sein Kamera-Objektiv gehalten. So also entstehen seine ziemlich einzigartigen Bildlooks!
Mir ist das zu umständlich. Wenn es euch auch so geht, könnt ihr alternativ die Presets im „Vorgaben“-Menü von Lightroom für iOS und Android nutzen – und wenn das nicht reicht via Photoshop CC zum Beispiel die von Krolop&Gerst angebotenen Light Leaks für ähnliche Effekte anwenden.
Bilder mobil an Ort und Stelle bearbeiten
- Sofortkorrekturen für unter 3 Minuten: Es ist allgemeinhin akzeptiert, dass Smartphone-Bilder von Live-Ereignissen nicht perfekt aussehen müssen. Dennoch könnt ihr euren Followern dank Lightroom mit nur wenigen Handgriffen deutlich bessere Ergebnisse liefern. Diese drei meiner liebsten Basic-Funktionen passen immer!
Schiebt unter „Licht“ die Regler für Belichtung und Tiefen nach Belieben nach rechts, den für Lichter nach links. Damit vermeidet ihr zu dunkles Publikum und überbelichtete Wolken. Mit der Weißabgleichs-Pipette korrigiert ihr den Farbstich, den Scheinwerferlicht oft erzeugt. Unter „Farbe“ schiebt ihr dann vorsichtig den Dynamik-Regler nach rechts, damit bunte Festivaloutfits und illuminierte Stände noch intensiver rüberkommen. Das geht alles blitzschnell, sodass ihr euch sofort wieder dem Festival widmen könnt. (Eine kurze Einführung für die ersten Schritte mit Lightroom mobile findet ihr übrigens hier: https://helpx.adobe.com/de/lightroom/how-to/lightroom-mobile.html)
- Schlechtes Wetter retuschieren: Ist das Festivalgelände neblig oder der Himmel darüber wolkenverhangen und grau, muss euch das nicht den Foto-Look verhageln. In Lightroom könnt ihr mit zwei meiner liebsten Regler für klare Sicht und eine dramatische Zeichnung in den Wolken sorgen. Sie heißen „Klarheit“ und „Dehaze“. Ihr findet sie unter „Effekte“.
- Social-Media-Posts mit Wow-Effekt: Wollt ihr aus euren Festivalbildern eine Webpräsentation oder einen Social-Media-Post gestalten, ist es meist angenehmer ein Tablet-Display anstelle eines Smartphone-Display zu betrachten. Auf dem Tablet nutze auch noch lieber das selektive Pinselwerkzeug, dass das Sommer-Update für Lightroom hinzugefügt hat. Beim Melt! Festival habe ich dafür meine DNG-Dateien vom Android-Smartphone per Creative-Cloud-Sync mit Lightroom auf das iPad übertragen und dort in Adobe Spark Natürlich könnt ihr übrigens auch Raw-Fotos von eurer Systemkamera oder DSLR aufs Tablet importieren und mit Lightroom bearbeiten. Fürs iPad sollte das ein Lighting-zu-SD-Adapter sein, für Android ein OTG-Kabel mit USB-C- oder Micro USB-Anschluss.
Weitere Foto-Hacks für Eure Festival-Bilder präsentieren wir euch am 24. August. Ich freue mich schon auf das nächste Festival und tolle Fotogelegenheiten.
Viele Grüße
Euer Sven (und Dom!)
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